150 Tage im Amt

Irene Thalmann ist seit 150 Tagen im Amt als Generalsekretärin der FDP.Die Liberalen Frauen Schweiz. Ich wollte von ihr wissen, ob sie sich in ihrem Amt eingelebt hat und welches ihre weiteren Ziele sind.

Liebe Irene, nun bist du schon seit einigen Monaten im Amt. Wie sieht deine neue Tätigkeit aus?

Am 1. April 2017 habe ich meine neue Aufgabe als Generalsekretärin der FDP.Die Liberalen Frauen Schweiz mit einem Pensum von 60% angetreten. Meine Arbeit ist sehr vielfältig und macht grossen Spass. Mindestens einmal pro Woche arbeite ich auf dem Generalsekretariat der FDP Schweiz, wo ich einen Arbeitsplatz habe. Dazu kommen Termine für Sitzungen, Veranstaltungen usw. Während den Sessionen bin ich oft auch in der Wandelhalle um mit unserer Präsidentin Nationalrätin Doris Fiala Aktuelles zu besprechen und die Haltung der FDP.Die Liberalen Frauen zu diskutieren. Ich arbeite aber auch zu Hause in meinem Büro.  

 

Was bereichert dich und an was hast du Freude?

 

Beruflich: Ich finde die Politik in Bundesbern sehr spannend. Die unterschiedlichen Sprachenregionen treffen aufeinander und diese Vielfalt gefällt mir sehr. Das ist wirklich auch eine Bereicherung

Privat: Die Familie samt Hund bedeutet mir sehr viel. Gerade in struben Zeiten ist die Familie und das zu Hause ein wunderbarer Ort um sich zu erholen.  

 

Was könnte besser laufen, resp. was stört dich an deiner neuen Aufgabe?

Der zeitliche Druck ist natürlich gross und die Arbeitstage lassen sich kaum planen.

Irgendetwas kommt immer dazwischen oder die Priorität muss kurzfristig verändert werden. Die nationalen Medien wollen umgehend eine Antwort und nicht erst einen halben Tag später. Wollen die FDP.Die Liberalen Frauen weiterhin in den Medien  präsent sein, müssen wir unsere Positionen jeweils möglichst rasch kommunizieren.

Bis jetzt stört mich gar nichts an meiner neuen Aufgabe und es läuft (fast) immer rund.

 

Weshalb braucht es bei der FDP.Die Liberalen überhaupt eine Sektion für Frauen?

Diese Frage wird uns immer wieder gestellt. Vor rund 5 Jahren haben wir uns diese Frage selber gestellt. An einer Zukunftstagung haben wir mit rund 100 FDP Frauen aus allen Landesteilen unsere Aufgabe, unsere Ideen diskutiert. Das Ergebnis war klar und deutlich: Uns brauchst es! Solange Themen wie Lohngleichheit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Wahlchancen von Frauen, Frauenanteil in den Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte noch zu verbessern sind, wird es auch eine FDP Frauen Partei geben. So schnell gehen uns die Themen nicht aus.

 

 

Bei der FDP.Die Liberalen Frauen haben seit kurzer Zeit auch Männer die Möglichkeit beizutreten. Wird dieses Angebot genutzt?

Seit der Generalversammlung von 2016 können auch Männer Mitglied der FDP.Die Liberalen Frauen Schweiz werden. Wir haben so bereits etliche neue Mitglieder gefunden. Dies vor allem aus der Romandie. Unsere Positionen in der Gesellschaftspolitik wird von diesen Männern sehr geschätzt. Wir sind hier sicher offener als die Mutterpartei. Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Teilzeitarbeit und Teilzeitkarriere betreffen ja Väter genauso wie Mütter.

 

Neben deiner Arbeit als Generalsekretärin, bist du auch noch als Geschäftsführerin der Pro Juventute Kanton Schwyz tätig. Bleibt dir da auch noch genügend Zeit für dich selbst und deine Familie?

Nebst den 60% für die FDP Frauen arbeite ich noch 30% für die Pro Juventute Kanton Schwyz. Ich schätze diesen Ausgleich sehr. Bei der Pro Juventute ist es weniger hektisch und diese soziale Aufgabe ist ebenfalls mit viel Politik / Vernetzung verbunden. Ich kann gegenseitig von beiden Tätigkeiten profitieren. Und es ist durchaus wichtig, dass auch in der FDP der soziale Charakter nicht verloren geht.

 

 

Was bekommst du von der Bundesratswahl mit? Versuchst du als Generalsekretärin der FDP.Die Liberalen Frauen Schweiz Isabelle Moret zu puschen? Was ist das Ziel der FDP. Die Liberalen Frauen Schweiz bei diesen Wahlen oder dann bei allfälligen nächsten Bundesratswahlen?

 

Vor dem 20. September

Wir stehen mit möglichen Kandidatinnen seit Monaten in Kontakt. So wussten wir bereits seit einem Jahr, dass sich die Waadtländer Staatsrätin und ehemalige Präsidentin der FDP.Die Liberalen Frauen Schweiz, Jacqueline de Quattro, sich für eine Kandidatur zur Verfügung stellen wird. Zu einem Zeitpunkt, wo noch niemand mit dem Rücktritt von Bundesrat Didier Burkhalter gerechnet hat. Aber eine frühzeitige Personalpolitik ist das A und O. Auch mit Isabelle Moret standen wir seit Wochen in Kontakt. Vor der Nomination durch die FDP-Fraktion mehrmals täglich. Ich war auch vor Ort in Neuenburg, um sie vor und nach der Nomination zu begleiten. 

Es ist auch für mich eine spannende, lehrreiche Zeit. Ich bin froh kann ich bereits etwas auf Erfahrung zurückgreifen, denn wir haben bei der Ersatzwahl für Bundesrat Merz bereits damals eine Frau – die jetzige Ständerätin Karin Keller-Sutter – tatkräftig unterstützt. Zu dieser Zeit war ich ad interim Präsidentin der FDP.Die Liberalen Frauen Schweiz. 

 

 

Vor der nächsten Vakanz

Sollte das Parlament am 20. September keine FDP Frau in den Bundesrat wählen, so haben wir bereits bei der Rücktrittserklärung von Bundesrat Didier Burkhalter für die nächste Vakanz ein Frauen Doppelticket gefordert.

Seit 28 Jahren ist keine FDP Frau mehr im Bundesrat vertreten. Gerade im Hinblick auf die Wahlen 2019 finden wir es sehr wichtig, dass die FDP im Bundesrat auch durch eine Frau vertreten ist. Es braucht Vorbilder, damit wir für Frauen wählbar sind, bzw. wir Kandidatinnen auf verschiedenen politischen Stufen finden.

Die Wahlen von 2011 haben es deutlich gezeigt. Immer noch wählen mehr Männer die FDP und in unserer Bundeshausfraktion ist der Frauenanteil erneut gesunken. Im Ständerat ist zum Beispiel nur noch eine Frau für die FDP vertreten.

 

 

Am 24. September stehen einige wichtige Vorlagen zur Abstimmung an, im Fokus steht die Altersreform 2020. Was ist deine persönliche Meinung?

Ich lehne sowohl die Altersreform 2020 als auch die Erhöhung der Mehrwertsteuer entschieden ab. Ziel der Reform war es die Finanzierung der AHV längerfristig zu sichern. Genau das Gegenteil tritt bei Annahme der Reform ein. Neurentner erhalten 70 Franken mehr pro Monat, unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten. Das Rentenalter der Frauen wird von 64 auf 65 Jahre angehoben. Diese Mehreinnahmen werden im Giesskannenprinzip gleich wieder ausgegeben.

Ich bedaure auch sehr, dass das Parlament den Koordinationsabzug immer noch nicht gestrichen hat. Zwar wurde dieser gesenkt (neu 3 Stufen), aber Frauen werden immer noch überproportional im Alter schlechter gestellt sein. Gerade Frauen arbeiten oft Teilzeit und haben gar zwei oder drei Arbeitgeber. Und bei jedem Arbeitgeber wird der Koordinationsabzug von neuem angewendet. Das ist unschön. Die FDP-Fraktion hat im Nationalrat die gänzliche Streichung des Koordinationsabzuges verlangt und die Mehrheit stimmte zu. Leider wurde der Koordinationsabzug in der Schlussabstimmung in der Vorlage wiederaufgenommen, dank gütiger Mithilfe der Ratslinken!

 

 

Was sind deine eigenen weiteren, auch politischen Ziele?

Dass Politik nicht planbar ist wissen wir alle. Zurzeit bin ich mit meiner Funktion als Generalsekretärin der FDP.Die Liberalen Frauen Schweiz total zufrieden. Die noch stärkere Positionierung der FDP Frauen ist eines meiner persönlichen Ziele. Wir möchten vermehrt auch junge Frauen und Männer für unsere Politik gewinnen. Oberstes Ziel dabei ist es, den Wähleranteil der FDP zu steigern.

 

 

Mit Irene Thalmann sprach Julia Cotti